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MainActor 3.03




In den letzten Jahren hatte der ambitionierte PC-Anwender beim Timeline-orientierten Videoschnitt eigentlich nur die Wahl zwischen Uleads Media Studio und Adobes Premiere. Seit einiger Zeit macht jedoch die kleine Aachener Firma MainConcept mit einem Programm namens MainActor von sich reden, welches mit teilweise noch nie dagewesenen Features glänzt.

Ursprünglich war MainActor ein universelles Shareware Konvertierprogramm, welches praktisch alle gängigen Videoformate lesen und schreiben konnte. Dieses Tool findet sich nach wie vor unter dem Namen Video Editor im Programmpaket. Seit circa einem Jahr enthält der MainActor auch den sogenannten Sequenzer, der sich als komplettes Videoschnittsystem präsentiert, und im Mittelpunkt dieses Testberichts steht.

Das Programm war bisher nur auf zwei Wegen erhältlich: Entweder man bekam es mit einer ELSA Grafikkarte kostenlos im Bundle mitgeliefert oder man besorgte sich die Trial-Version per Download aus dem Internet. Als einzige (aber doch wohl gravierende) Einschränkung dieser kostenlosen Version stanzt das Programm in alle berechneten Filme den MainActor Schriftzug ein. Bei Gefallen überweist man die fälligen 149,- DM und erhält hierfür im Gegenzug eine Freischaltnummer, die den Schriftzug für alle Zeiten verschwinden läßt.
Leider ist das File auf dem Server in der neuen Version auf knapp 15 Mbyte angewachsen, was bei analogen Internetanschlüssen schon zwei Stunden Download-Zeit bedeuten kann. Besonders störend ist hierbei, daß das Programmpaket nicht in mehrere kleine Files zerlegt wurde, da ein unvorhergesehener Abbruch der Internetverbindung in den meisten Fällen einen komplett neuen Download des Files bedeutet.

Wohl nicht nur aus diesem Grund hat sich die Firma entschlossen, für den klassischen Distributionsweg über die Softwarehändler eine Retail-Version zu veröffentlichen. Diese nennt sich MainActor Boxed Version und soll für 199,- DM über den Ladentisch wandern. Für den Aufpreis von 50,- DM gegenüber der Internet-Variante erhält der Anwender neben der Programm-CD ein gedrucktes Handbuch und einen sonst separat erhältlichen MJPEG-Softwarecodec (siehe weiter unten).

Uns stand für diesen Test nur die freigeschaltete Internet-Distribution zur Verfügung, so daß wir noch keinerlei Aussagen über die Qualität des Handbuchs machen können. Dieses soll in Kürze auch als PDF-Datei auf dem Webserver der Firma erhältlich sein. Wer jedoch schon einmal mit einem Timeline-basierten Videoschnittsystem gearbeitet hat, wird sich mit dem Sequenzer sicherlich auch schnell zurechtfinden.

Wie bei derarigen Schnittsystemen üblich, kann man entlang einer Zeitachse auf bis zu 99 Spuren einzelne Videoclips anordnen und mit Übergängen und Überlagerungsoptionen versehen. Von diversen Wipes bis zu komplexen 3D-Filtern ist wie immer mehr vorhanden, als man vernünftigerweise in einer Videoproduktion einsetzen sollte. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang ein Old-Film-Effekt, der Kratzspuren über einen Clip rendert. Ebenfalls einzigartig ist der mitgelieferte Morphing-Effekt. Ulead liefert ein derartiges Modul seit der Version 5.0 nicht mehr mit Media Studio aus, und Premiere war in dieser hinsicht schon immer auf Drittanbieter angewiesen.

Die einsetzbaren Effekte können bequem über einen integrierten Browser ausgewählt werden, der eine animierte Miniaturansicht zu Verfügung stellt. Des weiteren eignet sich dieser Browser auch zur Projektverwaltung, indem er Clips auf der Festplatte als Thumbnails anzeigen kann.

Von der Geschwindigkeit hat das Programm gegenüber der letzten Version enorm zugelegt. Durch MMX-Optimierung rendert es viele Effekte mittlerweile bis zu 500 Prozent schneller, als die letzte Version (3.02). Auch zahlreiche Funktionen, die in der 2.x Release noch schmerzhaft vermißt wurden, sind mittlerweile implementiert worden: Neben Alpha-Masken besitzt das Programm mittlerweile auch jeweils einen Chroma-, Luma- und RGB-Keyer.

Positiv sticht die Anzahl der unterstützen Import- und Exportformate ins Auge. Neben AVI-Dateien und den gängigen Einzelbild- und Animationsformaten stellt das Programm auch Dateiformate zur Vefügung, die man bei anderen Schnittlösungen vergeblich sucht, beziehungsweise als Plugin zusätzlich erwerben muß.

Direct Show

Obwohl auch schon Premiere und Media Studio auf dem Papier diesen neuen Videostandard von Microsoft unterstützen, kann nur MainActor tatsächlich schon mit einer funktionsfähigen Implementierung dieses Formats aufwarten. So ist es beispielsweise möglich, Clips mit dem bisher noch weitgehend unbekannten Microsoft DV-Codec zu bearbeiten.

RealVideo

Dieses Format ist momentan die meistgenutze Möglichkeit, um Filme im Internet zu veröffentlichen. Jedoch scheint inzwischen Quicktime als Internet-Streaming Format gerade Real Video den Rang abzulaufen.

Animiertes GIF

Ebenfalls fürs Internet können sogenannte animierte GIFīs exportiert werden. Diese finden sich mittlerweile auf praktisch jeder Webseite.

M-JPEG

Dieses Format wird zwar pro Forma von vielen Videoschnittkarten unterstützt, jedoch gab es bis heute keinen einheitlichen Standard, weshalb die Clips der verschiedenen Hersteller meistens inkompatibel zueinander waren. MainActor kann jedoch (ohne, daß die jeweilige Hardware im System installiert sein muß !!!) die Dateiformate aller gängigen Schnittlösungen (FAST, Pinnacle, Matrox und electronic Design) lesen und weiterverarbeiten. Zusätzlich bietet die Firma MainConcept auch für 40,- einen separaten MJPEG-CODEC an, der es erlaubt, diese Dateien auch in anderen Schnittlösungen wie Premiere oder Media Studio zu verwenden. Mit der Boxed Version des MainActors wird dieser separate Codec mitgeliefert.

MPEG1/2

Neben dem mittlerweile gebräuchlichen MPEG1 Standard, kann das Programm auch MPEG2-Videoströme erzeugen. Dabei erlaubt das Programm praktisch keinen Zugriff auf die (meist sehr komplexen) Codierungs-Parameter. Anfänger kommen so schnell ansehnlichen Ergebnissen, während sich Profis sicher ein paar Optionen mehr gewünscht hätten.



Obwohl das Paket als schon allein als Formatkonvertierer sicherlich die 150,- DM wert wäre, glänzt die neue Version mit einem besonders innovativen Feature:

Da der Prozessor in der Regel während der normalen Schnittarbeit zu 90% unausgelastet ist, berechnet er schon während des Arbeitens im Hintergrund alle Effekte, die der Benutzer auf diverse Clips angewandt hat. Das Faszinierende dabei ist, daß die Arbeit im Vodergrund davon nicht merklich gebremst wird. Diese Funktion ist ein echter Produktivitäts-Gewinn, da ein großer Teil des Videos in der Regel immer schon während des Arbeitens zur Begutachtung gerendert vorliegt, ohne daß der User hierfür eine Arbeitspause einlegen muß. Leider muß der Film zur Fertigstellung komplett neu berechnet werden, weil der MainActor noch kein Timeline-Playing für das PAL-Vollbild-Format unterstützt. Jedoch verprechen die Entwickler auch für dieses Problem demnächst eine Lösung zu präsentieren. Wer dagegen mit Viertelbild-Auflösung arbeitet, spürt auf einem Pentium II 400 dank Background-Rendering praktisch gar keine Renderzeiten mehr.

Neu ist ebenfalls die 3D-Textengine, die echte, 3-Dimensionale Titelfunktionen bietet. Im Funktionsumfang kommt sie zwar bei weitem nicht an spezialisierte Programme wie Uleadīs Cool 3D heran, ist aber für den gelegentlichen Einsatz durchaus brauchbar.

Leider bietet MainActor bei der Effektberechnung noch keine Halbbildunterstützung. Solange die Clips nicht in irgendeiner Form skaliert oder verzerrt werden, beeinträchtigt dies in der Regel nicht die Bildqualität. Bei geometrischen Transformationen kommen jedoch schnell die berühmten Interlaced-Streifen ins Bild. Bei Viertelbild-Auflösung besteht dieses Problem naturgemäß nicht.

Selten trübt auch noch der eine oder andere Absturz das Bild des Programms, jedoch veröffentlichen die Entwickler fast im Monatsrhythmus eine neue (kostenlose) Sub-versionsnummer, die alle bekannt gewordenen Bugs ausmerzt. Bei größeren Softwareschmieden wartet man dagegen oft über ein halbes Jahr oder länger, bis ein bekannter Fehler gefixt wird.

Fazit:

Allein als Formatkonvertierer ist der MainActor schon seine 150,- DM wert. Zusätzlich erhält der Benutzer ein innovatives Schnittsystem, mit welchem sich gerade in Viertelbild-Auflösung extrem schnell und produktiv arbeiten läßt. Daher empfielt sich das Programm geradezu für Multimedia-Produzenten, die Videos fürs Internet oder Multimedia-CD-Roms erstellen. Die Entwickler versprechen jedoch schon für eine der nächsten Versionen Halbbild-Unterstützung und verbesserte Timeline-Player-Funktionalität bei Vollbild-Videos. Sobald diese Features integriert sind (was bei der bisherigen Entwicklungsgeschwindigkeit der Programmierer nicht mehr lange dauern dürfte), braucht sich der MainActor nicht mehr hinter seinen Konkurrenten Premiere oder Media Studio zu verstecken. Durch sein asynchrones Backgroundrendering ist er bei der Produktivität diesen Paketen sogar schon eine Nasenlänge vorraus. Außerdem portieren die Entwickler das Programm gerade auf die von Linux bekannte QT-Bibliothek. Neben verringerter Code-Größe und weiterem Geschwindigkeitszuwachs, wird der MainActor-Sequenzer dadurch noch in diesem Jahr auch für Linux erhältlich sein.


Artikel erscheint auch in der ComputerVideo 5/99



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