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Linux als Videoschnittsystem?


In den letzten Jahren hat sich im Internet langsam, aber gewaltig eine kostenlose Konkurrenz zu Windows NT entwickelt. Linux wurde in den letzten Jahren von tausenden Programmieren rund um die Welt entwickelt und macht mittlerweile auch in komerziellen Großbetrieben NT starke Konkurrenz. Laut einer IDC-Studie hat Linux seinen Marktanteil 1998 verdreifacht und wird vorraussichtlich dieses Jahr NT bei den absoluten Installationszahlen überholen. Dabei sprechen auch viele gute Gründe für Linux:

1. Das System stürtzt praktisch nicht ab. Da abertausende Programmierer Einblick in den Quelltext des Programms haben, sind Programmierfehler meistens innerhalb weniger Tage nach deren Bekanntwerden schon behoben. Bei Microsoft kann es dagegen sogar mehrere Jahre dauern, bis ein bekanntes Problem mit einem Service Pack ausgemerzt wird.

2. Optimaler kostenloser Support. Bei Problemen stehen weltweit hilfreiche User in diversen Newsgroups zur Verfügung, die bei Problemen oft schon innerhalb weniger Stunden weiterhelfen können. Bei Microsoft ist der Support in der Regel kostenpflichtig, wobei es auch noch vom Zufall abhängt, ob man an der Leitung einen kompeteten Mitarbeiter erwischt.

3. Leichtere Konfiguration. Während Linux bis vor kurzem noch als schwer installierbar und bedienbar galt, gibt es mittlerweile Tools, die die Installation und Wartung teilweise leichter gestalten als unter Windows NT.

4. Es ist schnell und klein. Wer sich ein bischen in die Tiefen der Kerneloptimierung einarbeitet, kann sich das Betriebssystem genau auf seinen Computer zuschneidern. Es gibt sogar Minimal-Installationen, die auf eine einzige Diskette passen! Dadurch könnte die volle Prozessorleistung für eine Videoschnittapplikation zur Verfügung gestellt werden

X. Neben tausend anderen Gründen: Es ist kostenlos!

Obwohl diese Argumente wohl mehr als überzeugend sind und Linux fast selbstredend ebenfalls wie NT Multipozessor-Unterstützung und sogar RAID5-Support bietet, sah es lange Zeit nicht so aus als könnte diese Plattform für den Videoschnitt interessant sein.

Doch seit Anfang dieses Jahres überschlagen sich jedoch die Ereignisse in der Linux-Gemeinde:

Als erstes kündigte Bill Dirks von Rendition (Jawoll, die3D-Softwareschmiede!) Video4Linux2 (V4L2) an. Diese API ist leicht zu programmieren und scheint sich als voller Standard bei Videoschnitt-Applikationen durchzusetzen. Dabei ist dieses API in erster Linie nur für den Videoschnitt ausgerichtet (obwohl man damit ebenfalls prima fernsehen kann). Mittlerweile existiert eine lauffähige Beta, die schon Einzug in den neuen Kernel 2.3. finden soll. Weitere Informationen und Dokumentationen finden sich unter:

http://millennium.diads.com/bdirks/v4l2.htm

Auch das Problem der Hardware-Unterstützung scheint sich bereits in Luft aufzulösen:

Mittlerweile gibt es eine eigene MJPEG-Videoschnittkarte für Linux, die praktisch dem Zoran Referenz-Design entspricht. Die technischen Daten sind dabei durchaus mit aktuellen MJPEG-Karten vergleichbar.

Eine kleine Sensation ist aber die Möglichkeit mittels V4L2 mehrere dieser Karten in einen Computer zu stecken. Damit sind 2- oder Mehrstream-Lösungen kein Problem mehr! (Hersteller wie Pinnacle oder Fast wollten niemals eine derartige Option für Ihre MJPEG-Karten anbieten, um sich den Profimarkt nicht kaputt zu machen.) Die LML33 getaufte Karte kostet nur 410$, jedoch hat die Firma gerade enorme Lieferschwierigkeiten, weil sie nicht mit einer so großen Nachfrage gerechnet hat. Weitere Informationen finden sich unter:

http://linuxmedialabs.com

Da die meisten M-JPEG-Karten (z.B.: Pinnacle DC30x, FAST AV-Master,Iomega Buzz oder Matrox Marvel) ebenfalls auf dem Zoran Chipsatz aufbauen, programmmieren in aller Welt schon fleißige User an entsprechenden Treibern für V4L2. Wer lieber gleich mittels DV digital schneiden will, kann einmal einen Blick auf eine Webseite der Klagenfurter Universität werfen ( http://eclipt.uni-klu.ac.at/ieee1394/). Dort werden gerade die ersten Firewire-Treiber für Linux fertiggestellt. Eine Beta für den AIC-5800 (der sich auf jeder Adaptec Firewire-Karte findet) liegt natürlich auch schon auf dem Server. Auch das Thema MPEG2 zieht natürlich nicht unbemerkt an der Linux Gemeinde vorbei. Schon jetzt arbeiten mehrere Programmierteams an DVD-Playern und Encodern für V4L2.

Da mittlerweile sehr viele große Softwarehersteller (z.B.: Oracle, SAPoder Corel um nur einige zu nennen) Linux als Betriebssystem voll anerkennen und unterstützen, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch bekannte Videoschnittsoftware nach Linux portiert wird. Bis dies der Fall ist, sehen gerade kleine Programmierteams eine Chance sich mit neuartigen Videoschnittsystemen am Markt zu etablieren, die auch unter der GNU-Public Licence vertieben werden, also kostenlos sind:

Am vielversprechensten ist dabei das Programm "Crow", von dem schon lauffähiger Sourcecode und Screeshots existieren.

Crow ist kostenlos und erhält seine eigentliche Funktionalität nur durch Plug-Ins. Da gerade die Linux-Gemeinde sehr programmierfreudig ist, werden sicherlich in kürzester Zeit unzählige Filter und Transitions sowie Ein- und Ausgabeformate zur Verfügung stehen. Eine erste Betaversion sollte demnächst unter http://www.crow.atu.com.au/ erhältlich sein.

Etwas kleiner scheint "Splice" auszufallen, welches unter http://paradigm.uor.edu/~harshman/linux/splice.html angekündigt wird. Es will vorerst gar nicht mit Premiere & Co verglichen werden, sondern soll einfach nur ein einfaches, kleines Videoschnittprogramm darstellen. Bisher existieren jedoch weder Screenshots noch irgendein freigegebener Programmcode.

Wer nur Filme überblenden will, kann vielleicht schon etwas mit "Moxy" (http://millennium.diads.com/moxy/) anfangen. Ansonsten kann das Programm noch nichts, aber Premiere sah in der Version 0.1 sicher auch nicht viel besser aus.

Obwohl all diese Programme kostenlos erhältlich sind (und in der Regel auch bleiben werden), entdecken auch erste kommerzielle Softwarehersteller langsam den Linux-Markt:

Als erste Softwareschmiede aus dem Videoschnittbereich hat die kleine Aachener Firma Mainconcept die Zeichen der Zeit erkannt und arbeitet an einer Portierung ihres Schnittsoftware "Mainactor". Diese soll sogar gerüchteweise mit der oben genannten MJPEG Karte LML33 gebundelt werden und noch im zweiten Quartal 99 erscheinen. Gerade weil der Mainactor sehr Betriebssystemunabhängig programmiert wurde, ist es für die Programmierer relativ leicht eine Portierung durchzuführen. Näheres findet sich unter http://www.mainconcept.de Konkurrenz für After Effects und andere Compositinglösungen könnte ein Produkt mit dem Codenamen "matterial" darstellen. Allerdings ist von diesem Produkt nicht viel mehr bekannt, als daß es ein vollprofessionelles Compositingsystem auf Basis von Matrox´ Digisuite unter Linux darstellen soll. Warten wirs ab.

Wie gehts weiter?

1999 wird sicherlich ein Schlüsseljahr für Videoschnitt unter Linux. Die Dynamik mit der die Linux-Gemeinde momentan die Entwicklung von Videoschnittapplikationen vorantreibt, läßt durchaus vermuten, daß noch vor Jahreswechsel stabiler Videoschnitt unter Linux möglich sein wird. Momentan ist es sicher nicht empfehlenswert, sich ein Videoschnittsystem unter Linux einzurichten, jedoch sollte man sich schon mal etwas Platz auf seiner Festplatte freihalten oder sogar schon eine Testinstallation wagen, um sich mit dem Betriebssystem vertraut zu machen. Experimenierfreudige Benutzer können sich auch beide Systeme auf einer Festplatte installieren, um sich an den zahlreichen Beta-Tests im Internet zu beteiligen. Linux hat gegenüber anderen Betriebssystemen nämlich noch einen weiteren entscheidenden Vorteil:

Man hat über das Internet direkten Kontakt zu den Programmierern und kann somit auch eigene Vorschläge in die Programmentwicklung einfließen lassen. Diese Ideen werden in der Regel (sofern sie wirklich gute Ideen sind) von den Programmieren dankend angenommen und entsprechend schnell umgesetzt. Bei Adobe oder Mircrosoft kann man von so einem Kundenkontakt dagegen nur träumen.

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