Die richtige Festplatte zum Videoschnitt


Da beim Videoschnitt enorme Datenmengen anfallen, ist in erster Linie jede Menge Festplattenplatz von nöten. Je größer die Festplatte, desto besser. Das wichtigste Kriterium beim Kauf einer Festplatte jedoch ist die minimale Dauertransferrate, denn je höher dieser Wert liegt, desto besser wird die Qualität des ausgegebenen Videos. Auch die Zugriffszeit spielt eine kleine Rolle, wenn schnell geschnittene Videos direkt von der Timeline abgespielt werden sollen, da hier der Festplattenkopf schnell zwischen den einzelnen Videoclips hin - und herbewegt werden muß. Aber Achtung, die Herstellerangaben über Transferrate und Zugriffszeit sind meist Mittel- oder Maximalwerte. Auf unserer Seite finden sich demnächst die sogenannten Platten-Charts, welche ein realistisches Bild über die tatsächliche minimale Dauertransferrate aktueller Platten liefern.

Es muß nicht immer SCSI sein.

Während vor zwei Jahren noch die Devise galt, daß EIDE Platten schlicht zu langsam für die Videobearbeitung seien, hat sich das Blatt mittlerweile gewendet. Es ist nach wie vor Tatsache, daß die schnellsten Festplatten SCSI-Modelle sind, jedoch gibt es mittlerweile auch sehr schnelle EIDE Platten mit einem minimalen Datendurchsatz von über 7 MB/sec was ungefähr einer Kompressionsrate von 3:1 entspricht. Dies ist in vielen Fällen mehr als ausreichend, zumal die durchschnittliche Transferrate meist noch höher liegt und niedrigere Kompressionen nur sehr teure Videoschnittlösungen nutzen können. Dabei sind EIDE Festplatten in der Regel um einiges billiger, als vergleichbare SCSI Modelle und man spart sich die Anschaffung eines teuren SCSI Adapters. Falls Sie planen, nur DV-Material zu bearbeiten, können Sie beinahe jede aktuelle, große EIDE Festplatte wählen, da der DV Standard nur eine kontinuierliche Datendurchstzrate von 3,6 MB benötigt.
Ein Vorteil von SCSI sollte hierbei aber nicht unerwähnt bleiben: SCSI unterstützt Command Queuing, d.h wenn mehrere Platten an einem Bus hängen, ist dieser nicht blockiert, bis die Daten übertragen sind, sondern andere Geräte können in dieser Zeit den Bus benutzen. Dies kann bei Software Raid-Systemen von Vorteil sein. Wenn man dagegen eine EIDE Platte und das interne CD-ROM am selben Port angeschlossen hat kann es beipielsweise durch den Windows internen CD-Checker zu dropped Frames kommen. (Wie man diesen deaktiviert, steht unter Windows 95 Optimierung). Außerdem kann SCSI bis zu sieben Festplatten an einem Controller verwalten, während bei EIDE normalerweise bei 4 Stück Schluß ist. Aber Achtung, auch bei SCSI kann eine alte Festplatte oder ein Scanner die restlichen Platten ausbremsen. Durch das abwärtskompatible Protokoll richtet sich die Übertragungsart immer nach dem langsamsten Glied in der Kette. Wer also noch SCSI1-Peripherie im System hat, darf sich über mangelnde Transferleistungen nicht wundern.

RAID

Benötigt man noch schnellere Transferleistungen, so kann man ein RAID System in Erwägung ziehen. Hierbei werden -einfach gesagt- mehrere Festplatten wie eine einzige behandelt. Beim sogenannten Mirroring (RAID 1) werden alle Daten gleichzeitig auf zwei Platten geschrieben. Fällt eine der Platten aus, so sind die Daten auf einer zweiten Festplatte nach wie vor vorhanden. Geschwindigkeitsvorteile entstehen durch diese Lösung nicht. Beim Striping (RAID 0) werden dagegen die angeschlossenen Festplatten wie eine einzige Harddisk behandelt. Da die Festplatten sich die Zugriffe teilen, wird der Gesamtzugriff im Fall von zwei Festplatten fast auf das doppelte beschleunigt. (Bei EIDE-Platten kann es hierbei zu Kollisionen auf dem Bus kommen, da sie kein Command Queuing unterstützen. Angeblich soll dieses Problem beim neuen ATA-66 Protokoll ausgeräumt sein). Fällt dagegen in einem RAID-0 System eine der Festplatten aus, sind die Daten aller Festplatten unbrauchbar. Um letzteren Mangel zu umgehen, schreibt RAID 5 auf jede gestripte Festplatte noch eine Parity-Information, durch welche eine ausgefallene Festplatte rekonstruiert werden kann. Dies geht jedoch erst ab 3 Festplatten.

Software oder Hardware?

Windows NT unterstützt Softwarestriping (was ungefähr RAID 0 entspricht), jedoch kein RAID 5. Linux unterstützt alle oben genannten RAID Versionen, hat jedoch bis jetzt im Bereich Videoschnitt leider nicht viel zu bieten. Windows 95/98 bietet überhaupt keine RAID-Unterstützung. Daher empfiehlt sich beim Einsatz unter Windows 95/98 ein Hardware RAID-Controller. Diese kommen gerade in bezahlbare Regionen (Raid-Adapter gibt es von Adaptec schon für unter 1000,-DM). Für EIDE hat sich in Amerika der Promise Fasttrack durchgesetzt, der hierzulande aufgrund seiner Seltenheit ca. 350,- DM kostet (In Amerika schon für 110,- $ erhältlich).

Festplatte defragmentieren

Das A und O einer schnellen Datenübertragungsrate ist die Pflege der Festplatten-Struktur. Wenn Sie nämlich länger auf einer Festplatte arbeiten und dabei öfters Dateien löschen und neue erzeugen (was Windows 95 im übrigen auch ohne Sie macht), werden die Dateien nicht mehr an einem Stück auf die Festplatte geschrieben, sondern in einzelnen Stückchen, die sich über die gesamte Festplatte verteilen. Dadurch muß der Lesekopf der Festplatte im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Stückchen hin- und herspringen, was extra Zeit kostet und die Performance deutlich senken kann. Um dem entgegenzuwirken sollten Sie - wenn Sie den Computer einmal nicht benötigen - zweimal auf das Arbeitsplatz Icon auf dem Desktop klicken und mit der rechten Maustaste das gewünschte Laufwerk selektieren. Es klappt nun ein Menü aus der Maus, in dem Sie den Punkt "Eigenschaften" auswählen sollten. Wählen Sie in dem nun erscheinenden Fenster auf die Karteikarte "Extras" und drücken sie den Button "Jetzt optimieren". Diese Optimierung dauert einige Zeit, aber Ihr Computer sollte danach wieder etwas flotter verhalten.

Sinvolle Festplattenaufteilung

Auch sehr wichtig für optimales Arbeiten ist eine sinnvolle Aufteilung der Festplatte(n). Am besten wären eigentlich drei seperate Festplatten. Eine könnte dann alle benötigten Windowsprogramme aufnehmen, die zweite stände für die permanente Auslagerungsdatei von Windows zur Verfügung, und die dritte Platte könnte einzig und allein ihre Videodaten aufzeichnen und wiedergeben. Aber auch bei nur einer Festplatte können Sie bei der Aufteilung der Partitionen so manches beachten. Was sind nun Partitionen? Ältere Windows95-Versionen unterstützen ausschließlich das FAT-Dateisystem. Dieses noch aus DOS-Zeiten überbrachte Relikt sorgt dafür, daß kein Laufwerk verwaltet werden kann, das größer als 2 Gigabyte ist. Schließt man nun ein solches Laufwerk an, so muß man dieses Laufwerk partitionieren, d.h. es wird das Laufwerk in mehrere Teile zerlegt, die kleiner als 2 Gigabyte sind und unter Windows 95 als verschiedene Laufwerke erscheinen. Jedes dieser (virtuellen) Laufwerke erhält nun einen Buchstaben. Angefangen wird mit C, welches immer die erste Partition auf der ersten Festplatte ist. D ist dann die erste Partition der zweiten Festplatte, sofern eine solche vorhanden ist. Gibt es keine zweite echte Festplatte im System, bekommt die zweite Partition des ersten (und einzigen) Laufwerks den Buchstaben D. So werden weiters alle Paritionen mit Buchstaben versehen und kommen auch dementsprechend durcheinander wenn eine weitere Festplatte ins System eingebaut wird. Je größer eine Partition ist, desto verschwenderischer geht sie mit dem Speicherplatz um, was mit den Clustergrößen der Dateien zu tun hat. Ohne hier näher ins Detail gehen zu wollen, ist es sehr verschwenderisch auf einer 2 Gigabyte Partition Windows 95 mit seinen unzähligen Dateien zu installieren. Daher empfiehlt es sich als erste Partition auf einer Festplatte 500 MB für das Betriebssystem und die benutzten Programme zu reservieren. Der übrige Speicherplatz kann dann ruhig mit 2 Gigabyte Partitionen gefüllt werden, sofern hierauf in erster Linie wenige, große Videodateien abgelegt werden sollen. Bei vielen Festplatten ist es auch noch Sinnvoll den letzten 1-2 GB einer Festplatte eine eigene Partition zuzuweisen, da dieser Teil der Festplatte meistens etwas langsamere Zugriffszeiten und Transferraten besitzt. Dadurch erhöht sich die minimale Dauertransferrate auf der vorhergehenden Partition. Die Einteilung in System/Programme und Videodatenpartition besitzt noch einen weiteren Vorteil: Da Windows 95 permanent Dateien ändert, löscht oder neu erzeugt verteilen sich diese Daten über die gesamte Partition auf der sich das Betriebssystem befindet. Legen sich nun zwischen diesen Daten auch Videodateien, können diese eventuell nicht flüssig abgespielt werden, da die Platte permanent fragmentiert ist. Daher muß die Platte viel öfter defragmentiert werden, was sehr zeitaufwendig ist. Die Partitionen werden einmalig mittels eines DOS-Programms (FDISK) erstellt, und können mit den bei Windows 95 mitgelieferten Hilfsmitteln nicht mehr geändert werden, ohne den Inhalt der Partitionen komplett zu löschen. Daher möchte ich auch keinem Computeranfänger ans Herz legen selbständig mit FDISK zu experimentieren. Jedoch gibt es seit geraumer Zeit einige Hilfsprogramme wie Partition Magic, die es erlauben Patitionsgrößen zu ändern ohne den Inhalt zu verlieren und Statistiken zu erstellen, wieviel Speicherplatz sinnlos verschwendet wird. Anfänger sollten eher zu solchen Hilfsprogrammen greifen, um ihre Festplattenperformance zu verbessern. Die letzten Windows 95-Versionen und Windows 98 unterstützen ein neues Dateisystem namens FAT 32. Dieses Dateisystem geht auch bei großen Partitionen nicht so verschwenderisch mit vielen kleinen Dateien um und erlaubt überdies Partitionsgrößen über 2 Gigabyte. In diesem Fall würde ich dennoch aus oben genannten Fragmentierungsgründen eine 200 MB Partition für das System reservieren. Die restliche Festplattenkapazität bis auf die letzten 2 GB sollte dann eine einzige Videopartition bilden. Auf die letzten 2 GB können dann alle benötigten Applikationen installiert werden.

Busmastertreiber installieren

Die Installation von Busmastertreibern bewirkt, daß der Prozessor beim Abspielen und Aufnehmen von Videos nicht mehr Rechenzeit für den Datentransfer zur Verfügung stellen muß. Stattdessen kann die Festplatte ihre Daten ohne diesen Umweg direkt in den Hauptspeicher des Computers transportieren. Dadurch steigt die Datentransferrate merklich. Die Busmastertreiber liegen fast allen aktuellen Mainboards bei und lassen sich meist auch problemlos installieren, wenn sich keine nicht-unterstützte Hardware im System befindet (z.B. das alte CD-Rom Laufwerk Sony CDU 50E). Gibt es jedoch bei der Installation Probleme, so kann das leicht eine komplette Neuinstallation von Windows 95 bedeuten. Im Falle einer 7200er Seagate EIDE-Platte erhöhte sich die nutzbare Videotransferrate durch Busmastertreiber von 4,480 auf fast 9 MB pro Sekunde. Ab der OSR2 von Windows 95 lassen sich die Busmastertreiber auch direkt aus der Systemsteuerung aktivieren: Einfach im Geräte-Manager unter den Eigenschaften des gewünschten Laufwerks den DMA-Schalter ankreuzen. Wer ein BX-Board oder neuere Hardware einsetzt sollte dennoch die mitgelieferten Treiber vorziehen, da Windows 95 hierfür keine optimierten Treiber zur Verfügung stellt.

Welche Hersteller sind empfehlenswert?

Im EIDE-Bereich war in den letzen Jahren MAXTOR führend. Gerade die neuen 7200er Festplatten dürften selbst für eine Kompressionsrate von 3:1 ausreichend sein. Auch die neue EX-Serie von Quantum scheint von den Übertragungsraten an die Maxtor Modelle heranzukommen (jedoch nicht bei der Zugriffszeit). Bei SCSI kämpfen seit einem Jahr immer wieder IBM und SEAGATE um die Krone. Bei ihren aktuellen 10.000 u/min.-Modellen sind momentan minimale Transferraten von fast 12 MB/sec der Stand der Technik. Lassen Sie sich jedoch nicht aufgrund von Herstellerangaben eine Festplatte einbauen über deren technische Daten Sie nichts wissen, auch wenn der Händler verspricht sie wäre gleichwertig. Es werden auch heute noch von manchen Herstellern erstaunlich langsame Festplatten hergestellt, die für den Videoschnitt definitiv nicht geeignet sind.

VideoX ist umgezogen zu slashCAM - aktuelle Artikel und News zum Thema Digitales Video gibt´s jetzt dort