slashCAM Startseite
Forum
News
Artikel
Benchmark
DV-Lexikon
Gebrauchtbörse
Video News
SmallRig @ NAB 2024: Potato Jet Stativ, Brandon Li Cage, VB212 Akku
DJI Power 500 und 1000: Mobile Powerstations mit bis zu 1.024 Wh
DaVinci Resolve 19: Die neuen Funktionen ausführlich erklärt
Realistischer und mehr Details - Adobe Firefly Image 3 Model für Web und Photoshop
Adobe Firefly KI jetzt auch mobil in neuer Express App verfügbar
Canon öffnet RF-Mount - Erste Objektive von Sigma (18-50 mm f/2.8) und Tamron (11-20 mm f/2,8)
AMDs Notebook APU Strix Halo - besser als Apples M3 Pro Chip?
SmallRig: Creators Toolkit
CyberLink PowerDirector: Noch mehr integrierte KI-Effekte für Video
AJA kündigt zahlreiche Produkt-Updates mit neuen Funktionen an
Tilta Khronos Zubehör-System fürs iPhone 15 Pro
Blackmagic URSA Cine 12K erklärt: Dynamikumfang, Monitoring-Setup uvm...
Angelbird MagSafe externe Recording Modules - nicht nur für iPhones
Sony bringt weiteres Weitwinkel-Zoomobjektiv - FE 16-25mm F2.8 G
Freefly Systems Ember S2.5K - High Speed Kamera für 25.000 Dollar

FAST DV.now



Da es auf kurz oder lang den Videoschnitt mit einer nackten Firewire praktisch kostenlos geben wird, hat auch FAST reagiert und schickt mit der DV.now eine Firewire-Softcodec Karte in Rennen, die sich durch ihre Softwareaustattung und mit zusätzlichen Features von den übrigen Mitbewerbern absetzen soll.

Softcodecs sind in der Regel (noch) nicht schnell genug, um das dekodierte Bild auch noch skaliert in Echtzeit auf den PC-Monitor zu bannen. Da dieDV.now keinen eigenen Hardwarecodec besitzt, bedient sich die Karte eines effektiven Tricks, den man schon der DV-Raptor kennt: Während des Editings werden alle DV-Daten via Firewire an einen angeschlossenen DV-Camcoder übertragen. Dieser wandelt mit seinem Hardwarecodec den Datenstrom in Echtzeit in analoge Signale um und stellt diese an seinen analogen Ausgängen bereit. Diese Signale werden wiederum in die Schnittkarte geführt und können via Hardware-Overlay auf dem Windows-Desktop dargestellt werden. Angenehmer Nebeneffekt ist hierbei, daß zum Schnitt auch kein zusätzlicher Videomonitor auf dem Schreibtisch Platz finden muß, da nun das komplette Videosignal mit 25 Bildern pro Sekunde und voller Auflösung am PC-Monitor dargestellt werden kann. Wer nicht auf einen Kontrollmonitor zum Qualitätstest verzichten will, kann das Signal aus der Karte wiederum herausführen, falls der Camcoder nur einen analogen Ausgang besitzen sollte.

Die Installation der Karte -welche auf einem Texas Instruments (TI)-Chipsatz beruht- erfolgt, dank vorzüglichem Handbuch überraschend leicht. Die einzige Hürde liegt darin, Windows 98 daran zu hindern eigene TI-Firewire-Treiber zu installieren, indem man nach dem automatischen Erkennen der Karte auf "Abbrechen" klickt. Da FAST für ihre Lösung eigene Treiber entwickelt haben, treten die üblichen Probleme mit dem TI-Chipsatz unter Win98 bei der DV-Now erst gar nicht auf. Außerdem ist die Karte dadurch auch unter NT einsetzbar. Um nicht mit den Steuerungsprotokollen diverser Camcoder ins Gehege zu kommen, muß der Anwender auch den Hersteller des benutzten Camcoders angeben. Eine Stichprobe mit einem Panasonic-Camcoder (NV-DX100) verlief problemlos, während die Standard Windows/TI-Treiber hier noch öfters versagen.

Zur Verwaltung und zur Aufnahme der Videoclips befindet sich FAST.forward im Lieferumfang. Die Oberfläche des Programms kann (und soll wohl auch) nicht die nähe zu FASTīs Flagschiff Blue/601 leugnen. In edlem Blaugrau gehalten, kann der Anwender hier Clips aufnehmen, via Overlay betrachten und trimmen oder einzelne Standbilder erzeugen. Hierbei hilft auch eine DV-Recordersteuerung, welche mittles eines Videoclips auf der mitgelieferten CD auch die bildgenaue Kalibrierung an verschiedene Recorder-Typen erlaubt. Bisher einmalig dürfte die Möglichkeit sein, die vier Audiospuren eines DV-Films gleichzeitig in ein File zu schreiben. Bei dem verwendeten Fileformat handelt es sich übrigens nicht, wie bei vielen Konkurrenten, um AVI-Dateien, sondern um ein eigenes, DIF getauftes Format. So eigen kann das Format allerdings nicht sein, da es sich mit Apples Quicktime -wenn auch nur in reduzierter Auflösung- wiedergeben läßt. Dieses Format kennt zwar kein GB-Limit, jedoch können unter Windows 98 Files niemals größer als 4 GB werden. Erst unter NT lassen sich daher ganze DV-Bänder in einem einzigen File unterbringen. FAST.forward unterstützt auch den Import von AV-Master Files, welche dann per Softwarecodec ins neue DIF-Format gewandelt werden.

Als Schnittsoftware liegt Premiere LE bei. Mit der LE-Version hat Adobe zwar die Grundfunktionalität des Schnittprogramms erhalten, jedoch alle Funktionen, welche ein kreativeres Arbeiten ermöglichen wegkastriert. Während man die ausgedünnten Filter- und Übergangsmenüs noch leichter verschmerzen könnte, fielen leider auch die Bewegungspfade und Überlagerungsoptionen der Schlankheitskur zum Opfer. Letztere wären bei den drei zurückgebliebenen Videospuren auch kaum praktisch anwendbar. Der Anwender ist daher mit diesem Schnittprogramm auf Titel und einfache Effekte beschränkt.

Für Premiere hat FAST einen eigenen Timelineplayer entwickelt, der sich sauber und stabil in das Programm einklinkt. Selbst ein absichtliches Ein- oder Ausschalten des angeschlossenen Camcoders während des Schneidens brachten das System nicht zum Absturz. Die Treiber erkennen auch zu rendernde Szenen in der Vorschau, wodurch sich die Erstellung eines gesamten Films merklich verkürzt. Leider haben die Programmierer vergessen, daß manchmal auch Filmmaterial von einem fremden Codec Einzug in die Timeline finden könnte. So sah das Programm keinerlei Notwendigkeit eine AVI-Datei zu rendern, welche mit Intels Indeo komprimiert war. Erst als wir eine vollkommen durchsichtige Grafik über den Videoclip legten, sah der Timelineplayer Renderbedarf.

Am interessantesten war für mich jedoch der neu entwickelte High-Speed Codec, welcher der DV-Raptor das Wasser reichen soll. Bisher waren die Softcodecs der Firma Canopus das schnellste, was man auf dem Markt finden konnte, und... das bleibt auch bis auf weiteres so. In zwei völlig identischen Testprojekten war die DV.now durchschnittlich ca. 20% langsamer als die DV-Raptor. Dies zeigte sich nicht nur in den Projektrenderzeiten, sondern auch bei der aktiven Arbeit in Premiere. Auf dem selben System reagiert die Soft-DV-Lösung von Canopus beim Scrubben etwas "weicher" und unmittelbarer. Dennoch setzt sich die Karte gegenüber der übrigen Konkurrenz wohltuend durch den beschleunigten Codec ab.

Fazit:

Die DV.now glänzt mit ihrer edlen Software-Steuerzenrale FAST.forward und sehr hoher Stabilität, die bei neuen Produkten noch immer nicht selbstverständlich ist. Außerdem besitzt die Karte einen sehr schnellen Codec, welcher den meisten Konkurrenten davonrendert. An die Geschwindigkeit des aktuellen Favouriten DV-Raptor kommt die Karte aber nicht heran. Im Gegensatz zum stärksten Konkurrenten fehlen auch Funktionen wie das analoge Capturing oder die externe Anschlußbox "Raptor Bay". Dafür kostet die DV.now mit 1199,- DM auch rund 400,- DM weniger. Für Anwender der AV-Master macht FAST ein noch schmackhafteres Angebot: Registrierte Besitzer erhalten die DV.now für 999,- DM.

Nachtrag zum alten Test:

Seit meinem Test der DV.now beschäftige ich mich unter anderem mit einem Artikel über die Geschwindigkeiten diverser DV-Codecīs. Bei der Ausmessung des neuen DV-Raptor Codecīs (1.13) machte ich eine Entdeckung, die mein erstes Urteil über die Bildqualität DV.now in einem etwas anderen Licht erscheinen läßt. So erzeugt die aktuelle Fassung der Canopus-Treiber die selben Artefakte, welche ich bei der DV.now bemängelt hatte.

Daher blieb mir nichts anderes übrig, als tiefer in die Materie der DV-Codierung einzusteigen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Das Problem dieser Artefakte (und damit auch die Lösung der scheinbar sclechteren Bildqualität) liegt im sogenannten "Blue Book"-Standard begraben. Dieses Blaue Buch wurde seinerzeit von allen Herstellern, die sich auf den DV-Standard geeinigt haben verabschiedet und beschreibt detailliert wie DV- Signale en- und dekodiert werden sollen:

Darin wird festgehalten, daß alle Farben des YUV-Farbraums Fieldbasiert zusammengelegt werden müssen. Der alte Treiber der Canopus Raptor hielt sich jedoch nicht an diese Spezifikation, sondern komprimierte die Farben Framebasiert. Einfach ausgedrückt, legt der Codec hierbei Farben, die in zwei benachbarten Bildzeilen liegen zusammen. Beim einer Fieldbasierten Kompression werden dagegen die Farben jeder zweiten Zeile zusammengefaßt, woduch sich bei starken Kontrasten zwischen zwei Zeilen leicht Artefakte bilden können.

Bei Standbildern und non-interlaced Clips sieht daher eine Framebasierte Kompression um einiges besser aus, als der vom "Blue Book" vorgeschriebene Standard. Auf diesem "besseren" optischen Eindruck basierte auch meine Einschätzung der Bildqualität. Auf der anderen Seite kommt es bei bewegten Objekten leicht zu Farbschatten, wenn man sich nicht an die DV-Spezifikation hält. Aus genau diesen Gründen änderte Canopus auch den Codec in der neuesten Version, weil zwei PAL-Anwender diese Schatten bemängelten. Scheinbar ist dieses Problem also nun gelöst: Die Bildqualität der DV.now unterscheidet sich nicht mehr sichtbar von der DV-Raptor.

Doch nun treten in diesem Zusammenhang neue Fragen auf: Andere Codecs -wie unter anderem sogar der Sony DVBK-1 Hardwarecodec- erzeugen nach wie vor unser Testbild ohne Artefakte, also Framebasiert. Sollte sich etwa Sony selbst nicht an die "Blue Book"-Konventionen halten? Die Antwort liegt (noch) im Unklaren. Das Blaue Buch läßt nämlich bei der Encodierung etwas Interpretationsspielraum, und legt nur die Dekodierung zu 100% fest. Bei der Encodierung muß der Codec entscheiden, ob jedes 8x8 Pixel große Feld Frame oder Field-Basiert zusammengelegt wird. Wie er diese Entscheidung trifft, bleibt jedoch der jeweiligen Implementierung überlassen. Ohne Einblick in den Quellcode läßt sich daher keine definitive Aussage treffen.

Jedoch sollte man als Anwender die Kirche im Dorf lassen: Die Unterschiede sind nämlich sowieso nur auf sehr guten Fernsehern oder Studiomonitoren mit bloßem Auge zu erkennen. Und da unser Testbild bewußt extreme Kontraste an den ungünstigsten Stellen plaziert , dürfte Otto-Normal-Schneider mit DV-Videomaterial niemals auf diese Probleme stoßen.
VideoX ist umgezogen zu slashCAM - aktuelle Artikel und News zum Thema Digitales Video gibtīs jetzt dort